Inforeihe Lebensräume
Runder Tisch Artenvielfalt treibt Knospen - Neugründung Landshuter Solarfeldrunde

Mehrere Personen stehen hinter SchafenZoombild vorhanden

Foto: Sandra Löw

Unser Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten organisiert den Runden Tisch Artenvielfalt. Seit Januar 2019 kommen hier regelmäßig Interessenvertreter von Behörden, Verbänden und Vereinen auch aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz zusammen, um sich auszutauschen.

Ziel ist es, die Artenvielfalt voranzutreiben und konkrete Projekte in der Region Landshut anzustoßen. Und: Trotz verschiedenster Interessen kluge Bewirtschaftungs- bzw. Nutzungsformen auf Solarfeldflächen zu etablieren.

Im Herbst 2021 hat sich aus dem Runden Tisch heraus die Landshuter Solarfeldrunde gegründet. Deren Ziel ist, verschiedenste Interessen zu berücksichtigen, um kluge Bewirtschaftungs- bzw. Nutzungsformen auf Solarfeldflächen zu etablieren. Die Energiewende und Erhalt bzw. Förderung von Artenvielfalt muss Hand in Hand vorangetrieben werden.

Potenzial nutzen
Wie überall, sprießen Freiflächenphotovoltaikanlagen auch im Landkreis Landshut wie Pilze aus dem Boden. Die Module sind in Zeiten der Energiewende nicht mehr aus unserer Kulturlandschaft wegzudenken. Sie erzeugen grünen Strom zumeist auf einst landwirtschaftlich genutzten Flächen. "Die Flächen, auf denen Solaranlagen gebaut werden oder bereits stehen, haben ein großes Potenzial im Hinblick auf Biodiversität, das bislang selten ausgeschöpft wird", bedauert Mitinitiatorin Dr. Franziska Müller-Waldeck, Ansprechpartnerin für die Wildlebensraumberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
"Bevor der Strom kam, wurden hier meist Lebensmittel produziert. Wenn wir gemeinsam kluge Konzepte entwickeln und dafür sorgen, dass diese umgesetzt werden, können wir mit diesen Flächen einen wichtigen Beitrag im Sinne der Artenvielfalt leisten."
Dr. Franziska Müller-Waldeck, Wildlebensraumberaterin

Solarpark Münchnerau
Ein Paradebeispiel, wie regenerative Energiegewinnung und Artenschutz verbunden werden können, ist der Solarpark Münchnerau vor den Toren Landshuts. Drumherum breitet sich das Gewerbegebiet aus; der Flächenverbrauch treibt jedem Landwirt und Naturschützer Sorgenfalten ins Gesicht. Immerhin – die 7,5 Hektar sind ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Die Bürgerenergie Isar eG, die an dem Solarpark beteiligt ist, setzt nicht nur die Empfehlungen der Naturschutzbehörde um, sondern geht sogar noch weiter. „Viele Maßnahmen, die ich in der Wildlebensraumberatung empfehle, sind hier auf dem Solarfeld bereits umgesetzt worden“, so Müller-Waldeck.

"Totholz bietet wertvollen Lebensraum, auf Steinhaufen fühlen sich Insekten und Eidechsen wohl und Hecken bieten Insekten, Vögeln und zahlreichen Kleintieren Schutz und Nahrung. Auch Blühstreifen haben wir auf Eigeninitiave hin angelegt“, nennt Vorstandsmitglied Karlheinz Huber ein Beispiel.

Ökologische Rasenmäher
Auf die dritte Komponente ist Karlheinz Huber besonders stolz: "Die ökologischen Rasenmäher." Eine kleine Schafherde, darunter auch Krainer Steinschafe, "arbeiten" unter den Modulen und halten den Aufwuchs kurz. "Diese gefährdete Nutztierrasse züchten wir hier", erzählt Huber. Allerdings erklärt er auch, dass die Schafhaltung aufwendig ist und sich nicht finanziell rechnet. Die Versorgung der Tiere ist arbeitsaufwendig und kann nicht einfach so nebenbei laufen.
Zukunftsmodell: kluge Mehrfachnutzung von Solarparks
Als erfahrenen Solarfeldbetreiber hat sich die Solarfeldrunde Andreas Engl ins Boot geholt. Er ist Vorstandsvorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG und beteiligt am Projekt "Eule", einem Umweltauditbewertungssystem für den Bereich Erneuerbare Energien. "Die Akzeptanz für Solarparks wächst in der Bevölkerung, wenn sie auch der Biodiversität dienen", ist er überzeugt. Eine Dreifachnutzung – regenerative Energiegewinnung plus ökologische Landschaftspflege plus Beweidung – wie z.B. beim Solarpark Münchnerau ist der Idealfall.
Leitfaden in Planung

"Grundsätzlich muss man aber von Fall zu Fall schauen, was umsetzbar ist", sagt Andreas Engl. Und genau hier möchte die Landshuter Solarfeldrunde zwischen unterschiedlichen Interessen vermitteln und beraten. Als ersten Schritt möchte die Solarfeldrunde einen Leitfaden entwickeln, auf den sich Gemeinden berufen können, wenn sie neue PV-Anlagen genehmigen.

Verbindliche Auflagen
Im Landkreis Landshut gibt es inzwischen einige Solarparks, auf denen Landwirte und Betreiber mit gutem Beispiel vorangehen und vormachen, wie es geht. Diese Anlagen müssen keine Ausnahme bleiben, sondern können zur Regel werden. Aktuell fehlen nicht nur finanzielle Anreize, Solarparkflächen ökologisch aufzuwerten, sondern auch verbindliche Auflagen, die regelmäßig kontrolliert werden. "Es gibt zwar Vorgaben, aber die stehen halt auf dem Papier", stellt Heinrich Inkoferer fest, der für den Bund Naturschutz in der Landshuter Solarfeldrunde mitwirkt.
Kontakt

"Wir freuen uns, wenn sich Landwirte und Gemeinden aus der Region Landshut an uns wenden, um PV-Freiflächenanlagen im Sinne der Artenvielfalt zu entwickeln", so Franziska Müller-Waldeck.

Andreas Engl
Tel.: 08745-9649212

Heinrich Inkoferer
Mobil: 0176 10171286

Dr. Franziska Müller-Waldeck
Tel.: 0871-6031216