Pferdehaltung
Paddockboxen - Pro und Contra
Wer sich beim Neubau eines Pferdestalles für die Einzelhaltung entscheidet, baut mittlerweile fast ausschließlich Paddockboxen. Es lohnt sich diese einmal genauer zu betrachten.
Die Paddockbox gilt als die pferdefreundlichste Variante der Einzelhaltung.
Tierwohl
- Die Pferde können so Witterungseinflüsse spüren – sei es Regen, Schnee oder Sonnenschein. Dies hat positive physiologische Aspekte (z.B. Vitamin D Aufnahme, frische Luft für die Atemwege) und auch psychologische Aspekte. Insbesondere die dort aufgenommenen Umweltreize dienen dem Tierwohl.
- Je nach Gestaltung der Trennwände sind die Möglichkeiten zum Sozialkontakt (z.B. Fellkraulen) deutlich besser als bei einer Innen- oder Außenbox.
- Auch der Bewegungsapparat der Pferde profitiert davon. Während in Innen- und Außenboxen ausschließlich Drehbewegungen vollzogen werden können, kann das Pferd in der Paddockbox zumindest ein paar Meter geradeaus laufen.
- Auch der Untergrundwechsel (i.d.R. weiche Einstreu in der Box, harter Boden auf dem Paddock) tut dem Bewegungsapparat und der Hufgesundheit gut.
Aber: Eine Paddockbox ist nur tiergerecht bei zusätzlichem täglichem mehrstündigem Auslauf, bei dem Galoppieren, Wälzen, Spielen etc. möglich ist. Am besten mit einem oder mehreren Artgenossen. Im Sommer wie im Winter!
Arbeitswirtschaft
Entmistung
- Alternativ könnte auf dem Paddock ein Mistschieber installiert werden. Dies ist bereits zu Beginn der Planung zu berücksichtigen, da es sich auch auf die Länge des Paddocks auswirkt und ein Mistlager in der Flucht geplant werden muss.
- Nicht alle Pferde reagieren entspannt auf die Schieberentmistung. Es empfiehlt sich, diese laufen zu lassen, während sich die Pferde nicht auf dem Paddock befinden.
- In der Praxis noch nicht angekommen, aber vorstellbar wäre auch ein Mistroboter, der sich seinen Weg unter den Paddockzäunen selbst sucht.
- Auch bei händischem Misten kann darauf geachtet werden, dass die Höhe der untersten Querabtrennung so angebracht wird, dass der Schubkarren unten durchgeschoben werden kann.
- Häufig wird zunächst aus der Box auf den Paddock gemistet. Viele Paddocktüren haben Lamellenvorhänge, die beim Misten im Weg sind. Sind diese an einer Schiene montiert, können sie beim Misten auf die Seite geschoben werden.
Bzgl. der Fütterung von Grundfutter gibt es die Möglichkeit diese vollständig auf den Paddock zu verlegen, indem dort Heuraufen oder ein Futtertisch installiert werden. Zwei Pferde teilen sich beispielsweise eine Heuraufe mit einem Rundballen Heu. Angenommen der Rundballen Heu wiegt 300 kg und jedes Pferd frisst täglich 12 kg Heu, so muss die Heuraufe nur alle 12 Tage aufgefüllt werden. Positiver Nebeneffekt: Die Pferde halten sich mehr auf dem Paddock auf und äppeln auch vermehrt dort. Außerdem wird kein Heu in der Box verteilt, wodurch die Heuverluste reduziert werden und das Misten in den Boxen erleichtert wird. Auch das Verlegen der Tränke auf den Paddock kann positive Aspekte bringen, wenn dadurch weniger Einstreu verschwendet wird.
Je nach Lage der Ausläufe und Weiden, kann ein Tor am Paddock Sinn machen. Optimal wäre ein direkter Zugang zur Weide, sodass keinerlei Führwege notwendig sind. Eventuell können dadurch Arbeitswege verkürzt werden und die Verschmutzung der Stallgasse reduziert werden.
Bauliche Empfehlungen
Es empfiehlt sich die Paddocks nicht schmäler als 3,50 m zu gestalten (damit auch die Boxen), da rangniedere Pferde sonst vermehrt Stress aufgrund naher Boxennachbarn erfahren. Die Größe des gesamten Paddocks darf widerum nicht die Formel der Box (2 x Widerristhöhe)² unterschreiten. Zu empfehlen sind jedoch deutlich größere Paddocks mit einer Länge von 6 - 7 m, damit die Pferde einige Meter geradeaus laufen können. Die häufigen Befürchtungen aus der Vergangenheit - die Pferde würden bei dieser Länge einen Galoppsprung machen und über den Paddockzaun springen – hat sich in den letzten Jahren in der Praxis nicht bewahrheitet. Viele Hersteller von Paddockzäunen haben bei den Rohren Standardmaße von 3, 4 und 6 m, sodass man hier im Vergleich zu abweichenden Längen Kosten sparen kann.
Auch zu den Zäunen gibt es Vorgaben der Leitlinien. Demnach darf der Zaun > 0,75 x Widerristhöhe nicht unterschreiten. Bei einem Großpferd ergäbe dies eine Höhe von etwa 1,30 m. Empfohlen wird eine Höhe von etwa 1,50 – 1,60 m, da hier sowohl der Sicherheit als auch der Möglichkeit zum Sozialkontakt Rechnung getragen werden kann. Ausnahmen für einzelne Pferde (z.B. Hengste) sollten selbstverständlich umgesetzt werden.
Bei der Anzahl der Querabtrennungen (2 oder 3) gibt es jeweils Vor- und Nachteile. 2 Querabtrennungen bieten evtl. die Möglichkeit den Schubkarren unten durchzuschieben und verringern das Risiko des Einfädelns mit einem Vorderbein (z.B. bei Imponierverhalten oder Betteln). Gleichzeitig erhöhen sie das Risiko eines Ausbruchs, insbesondere bei kleinen Pferden. Der Abstand der Querabtrennungen sollte mind. 30 cm betragen, um ein Einklemmen des Kopfes zu vermeiden. Bewährt haben sich Abstände um die 50 cm. Auch auf weitere Stababstände, Spalten und sonstige Öffnungen unter 6 cm ist zu achten. Insbesondere sei hier auf die Übergänge zwischen Pfosten und Tore hingewiesen, bei denen je nach Bauweise von oben ein schmaler Spalt entstehen kann.