Landschaftspflege für den Erhalt des Artenreichtums

Weiße Deutsche Edelziegen und MerinoschafeZoombild vorhanden

Weiße Deutsche Edelziegen und Merinoschafe und halten den Aufwuchs in Schach.

Arbeitsgruppe trifft sich am ehemaligen Standortübungsplatz und plant Bewirtschaftung und Beweidung der Flächen.

Die Familien Steiner und Jahn sind nicht nur die „Vilstalschäfer“ aus Spitzenberg bei Vilsbiburg, wo sie Milchschafe halten und Milchprodukte herstellen, sondern sie sind mit ihren Tieren seit mehr als 25 Jahren auch in der Landschaftspflege auf dem früher militärisch genutzten Gelände an der Stadtgrenze tätig. Die Flächen dort werden von der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Eigentümerin verwaltet. Sie sichert und betreut deutschlandweit rund 70.000 Hektar Fläche des Nationalen Naturerbes langfristig für den Naturschutz.

Herbstzeitlose

Giftig für Weidetiere: die Herbstzeitlose

„Wo genau sollen wir dann ausmähen?“ fragt Thomas Steiner in die Runde, denn maschinell werden nur Teilflächen auf dem ehemaligen Standortübungsplatz im Osten von Landshut gepflegt. In manchen Fällen lässt sich eine außerordentliche Mahd und der Abtransport des Mähguts aber nicht vermeiden, nämlich dann, wenn sich für Weidetiere giftige Pflanzen wie beispielsweise die Herbstzeitlose örtlich begrenzt ausbreiten und das Wohl der Herde dadurch beeinträchtigt werden könnte. Allerdings müssen dann viele Aspekte berücksichtigt und gegeneinander abgewogen werden: der Schnittzeitpunkt, die Art der Mahd, eventuelle Vorgaben aus der Sicht des Naturschutzes oder der Förderung. Um derartige Sonderfälle zu besprechen und die Entwicklung des Gebiets weiter voranzutreiben, findet auf Steiners Initiative jährlich ein Abstimmungstreffen mit Fachleuten auf dem Gelände statt.

ehem. Standortübungsplatz LandshutZoombild vorhanden

Der ehemalige Standortübungsplatz Landshut ist heute DBU-Naturerbefläche.

Naturschutz und Tierwohl haben oberste Priorität
Das Gebiet in der Nähe der Landshuter Hochschule wurde nie intensiv bewirtschaftet und es haben sich großflächig artenreiche Magerrasen erhalten. Seltene Orchideen und Wiesenbrüter sind auf dem Gelände heimisch, Altgrasstreifen bieten einen Rückzugsraum für Insekten. Die Vilstalschäfer beweiden das Gebiet mit knapp 400 Merinoschafen und einigen Weißen Deutschen Edelziegen. Wie sehr sie ihnen am Herzen liegen, zeigt auch ihre jüngste Investition. Als reine Vorsichtsmaßnahme haben sie kürzlich einen in die Jahre gekommenen Weidezaun gegen einen Wolfsschutzzaun ersetzt, 20.000 Euro war die Sicherheit ihrer Herde den Schäfern wert. „Jetzt ist es eine ruhige Herde“, erklärt Hans Jahn, der sich tagein tagaus um das Wohl der Tiere vor Ort kümmert. Damit wäre es aber abrupt vorbei, wenn die Schafe und Ziegen einmal eine schlechte Erfahrung machen würden, egal ob der Angriff von einem Wolf oder einem Hund ausgehe. Dies zu vermeiden ist die Absicht der Schäfer, denn nur eine intakte Herde kann die Landschaftspflege-Aufgabe ordentlich ausführen.

Aktuell halten die Tiere den Aufwuchs auf der DBU-Naturerbefläche gering, fressen selektiv und „das Ergebnis der Beweidung lässt sich sehen“, bestätigt Dr. Roland Schröder, Offenlandmanager im DBU Naturerbe aus Osnabrück, der die Entwicklung der Naturschutzfläche auf dem ehemaligen Standortübungsplatz als Landschaftsökologe betreut. Das DBU Naturerbe ist Verpächter der Vilstalschäfer und Schröder damit einer der wichtigsten Teilnehmer des Treffens. Außerdem hat Steiner Vertreter der Naturschutzverwaltung der Regierung von Niederbayern und der Stadt Landshut zum jährlichen Treffen ein-geladen sowie den Gebietsbetreuer Isartal in Stadt und Landkreis Landshut. Ein Mitarbeiter des Bundesforsts und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) als Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Schafhaltung sind ebenfalls gekommen. Letztlich geht es darum, die Interessen aller Akteure miteinander in ein Gleichgewicht zu bringen, die Schäfer hinsichtlich der Fördermöglichkeiten für Flächenpflege-Maßnahmen zu beraten und einen größtmöglichen Nutzen für den Naturschutz mit der Bewirtschaftung zu erzielen.

Regelmäßige Gesprächsrunden wie diese seien selten, so Werner Hofmann vom AELF Abensberg-Landshut. Als Fachberater für Schafhaltung ist er Ansprechpartner für alle niederbayerischen Schäfer und ist beeindruckt von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Akteure. Meist gebe es Unstimmigkeiten, wenn es zu spät ist, wenn Flächen nicht im Sinne des Eigentümers gepflegt wurden oder wenn Verstöße gegen den Naturschutz zu beklagen sind. 20 Berufsschäfer gibt es in Niederbayern, die Landschaftspflege ist ein wichtiges Standbein für alle Betriebe. Das Ziel der Arbeitsgruppe am Standortübungsplatz ist ein Kompromiss mit allen Beteiligten bei der naturverträglichen Bewirtschaftung des Schutzgebietes. In diesem Jahr ist er auf der Fläche an der Landshuter Stadtgrenze erneut gelungen.

Aus der Landshuter Zeitung vom 16.10.2025

Weitere Informationen auf den Seiten der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Externer Link