Rückblick Fachtagung 2024
Fachtagung Kita- und Schulverpflegung Niederbayern
© KErn
Für die Gesundheit und das Wohlbefinden, aber auch für die Prägung des Essverhaltens von Kindern und Jugendlichen sind gemeinsame Mahlzeiten in Schule und Kita von hoher Bedeutung. Regionalität und Nachhaltigkeit spielen dabei, ebenso wie der digitale Wandel, eine immer größere Rolle.
Die rund 60 Teilnehmer der diesjährigen Fachtagung am 25. April 2024 an der Landvolkshochschule Niederalteich beschäftigten sich daher mit der Frage, wie künftige Generationen für die Zukunft fitgemacht und bestmögliche Rahmenbedingungen für die Verpflegung in Kitas und Schulen geschaffen werden können. Die geladenen Referenten zeigten Chancen und Möglichkeiten, die der Wandel in der Verpflegung mit sich bringt.
Tagungsunterlagen für Teilnehmer im Nachgang
Die Vorträge und Präsentationen stehen für die Tagungsteilnehmer zum Nachlesen zur Verfügung, soweit sie uns von den Referentinnen und Referenten überlassen wurden. Die Urheberrechte an den Unterlagen sind zu beachten; sie liegen in der Regel bei den Autoren.
Gemeinschaftsverpflegung: Geschichte, Gegenwart, Herausforderung
Dr. Esther Gajek
Künstliche kulinarische Intelligenz - digitaler Wandel in der Gemeinschaftsverpflegung
Hendrik Haase, Berlin
Der Referent definierte den Begriff „Esskultur 4.0“ als künstliche kulinarische Intelligenz, die online verfügbare Food-Daten smart, personalisierbar und vorhersagbar macht. Für die Generation Z gehört das regelmäßige Teilen ihrer Mahlzeiten auf Social Media zum Alltag. Food-Blogs, Koch-Apps und Food-Communities sind in ihrem Leben fest etabliert. Ganze 91 Prozent begegnen demnach ernährungsbezogenen Inhalten in sozialen Medien. Über die Hälfte holt sich dabei Inspirationen zu Lebensmitteln auf TikTok. 31 Prozent der Gen Z fotografieren und posten ihr Essen, wenn sie auswärts essen. Wie der Referent weiter erläuterte, seien die meistgenannten Gründe dafür: Weil es besonders lecker ist, weil es besonders schön aussieht oder weil sie es selbst gekocht haben.
Ein Großteil dieser Generation sieht Essen indes als wichtigen Teil der eigenen Identität. Leider gehöre zur Zeitenwende beim Essen aber auch, dass die große Mehrheit während der Mahlzeiten auf irgendeinen Bildschirm starrt. Hendrik Haase gab seinen Zuhörern außerdem einen Einblick in die Möglichkeiten, die sich mit KI und Chat GPT ergeben, wie etwa die Analyse der Gesundheitsförderung eines fotografierten Gerichtes oder auch Menüvorschläge aus fotografierten Lebensmitteln.
Trotz des möglichen Verlustes der Esskultur, Abhängigkeit und eines Kontrollverlustes durch Technologien, seien als Vorteile und Chancen mehr Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Nachhaltigkeit sowie eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung durch präzisere Zutatenbeschaffung zu sehen. Gerade auch in Zeiten des Fachkräftemangels könnten KI-gesteuerte Systeme in Zukunft durchaus eine Alternative sein. "Wir erleben derzeit einen digitalen Paradigmenwechsel, die grundlegenden Rahmenbedingungen ändern sich", so Haase.
Sein Appell lautete: "Wir dürfen die Kinder nicht in die digitale Welt verlieren. Essen kann hier ein analoger Anker sein."
Foren
Forum 1: Zuckerfallen aufgedeckt - Strategien zur Zuckerreduktion in der Gemeinschaftsverpflegung
Forum 2: Bildungssituation Mahlzeit in Kita und Schule
Forum 3: Praxisberichte: Kommunikation als Basis für gute kindgerechte Speiseplangestaltung
Ansprechpartnerinnen für die jährliche Fachtagung
AELF Abensberg-Landshut
Klötzlmüllerstraße 3
84034 Landshut
Telefon: 0871 603-1304
Fax: 09443 704-1155
E-Mail: poststelle@aelf-al.bayern.de
AELF Abensberg-Landshut
Klötzlmüllerstraße 3
84034 Landshut
Telefon: 0871 603-1311
Fax: 09443 704-1155
E-Mail: poststelle@aelf-al.bayern.de
Rückblick
Fachtagung 2022
Wie dies gelingen kann, zeigte die Fachtagung Kita- und Schulverpflegung Niederbayern am 29. Juni 2022 in Essenbach.
Fragt man Jugendliche von 6 bis 19 Jahren nach ihren Vorlieben beim Essen, sind Nudeln auf Platz eins, gefolgt von Obst, Geflügel und Gemüse. Positive Entwicklungen lassen sich in der Schulverpflegung der letzten zehn Jahre ablesen, wie eine Befragung bei Kindern von 6 bis 13 Jahren zeigt. 80 % der befragten Nutzer der Mittagsverpflegung sind der Meinung, dass das Schulessen meist lecker aussieht, riecht und meist richtig gut schmeckt!
Um Kinder und Jugendliche verstehen und begeistern zu können, sollte man ihre Lebenswelten betrachten. Idole, Freizeitverhalten, Medien, Social Media und Erlebniswelten beeinflussen je nach Alter und Geschlecht, was Kinder und Jugendliche cool finden und annehmen – auch hierzu erfuhren die Teilnehmer viel Interessantes.
Kaum eine Alltagshandlung im pädagogischen Alltag birgt so viele Möglichkeiten, Wechselwirkungen zu be(tr)achten und pädagogisch zu gestalten wie Essen und Trinken.
Engagiert veranschaulichte die Referentin die Vielzahl an Themen und Faktoren, die als Basis für eine gelingende Mahlzeit wichtig sind. Einerseits sind die Kompetenzen und Ernährungsvorerfahrungen, die das Kind mitbringt, sehr wichtig. Hier zeigte die Referentin drei Ess-Kompetenztypen auf. Dagegen hat es auch einen großen Einfluss, wie die persönliche Haltung der begleitenden pädagogischen Fachkraft zum Essen ist. Darüber hinaus spielen aber auch Rituale, Raum und Ausstattung, Speisenangebot, Einbeziehen der Kinder, Organisation des Essens und nicht zuletzt die Eltern eine Rolle.
Fazit: Die Beachtung und der Respekt vor der Vielfalt der Essgeschichten ist der Schlüssel für die achtsame Begleitung von Mahlzeiten.
Die Teilnehmer konnten in einem Workshop am Nachmittag das Thema "Essgeschichten weiterschreiben" vertiefen und sich dazu austauschen.
Zahlreiche Bildungsangebote von der 1. bis zur 9. Jahrgangsstufe wurden gezeigt – digital, als Verleihversion und auch mit Fachkräften durchgeführt vor Ort. Vertieft wurden die beiden Workshops "Check dein Essen" und "Mahlzeit for Future". In diesen Workshops werden die Jugendlichen animiert über ihr eigenes Kauf- und Essverhalten nachzudenken, Werbebotschaften zu durchschauen und Lebensmittel kritischer zu beurteilen. Außerdem erkennen sie die Zusammenhänge ihrer Ernährung und dem Klimaschutz und was sie durch ihr Kauf- und Essverhalten dazu beitragen können.