Rückblick 2025
Straubinger Vortragsreihe

© Johannes Frank
Auch 2025 veranstalteten das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Abensberg-Landshut und die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zusammen mit dem Erzeugerring für Obst und Gemüse Straubing e.V. sowie dem Landesverband bayerischer Feldgemüsebauer e.V. an drei Tagen traditionell im Januar die Straubinger Vortragsreihe.
Vor Ort und Online zugeschaltet trafen sich Gemüseanbauer, Berater, Vertreter von Züchtung, Industrie, Verbänden und Behörden zur Information und Austausch rund um den Gemüsebau. Die Veranstaltungen fanden in Veitshöchheim und Aiterhofen statt.
In bewährter Weise übernahm der Erzeugerring den Rückblick auf die Anbausaison aus Sicht der Beratung. Markus Göttl vom AELF Deggendorf-Straubing konzentrierte sich auf rechtliche Aspekte und Versuchsergebnisse aus dem Pflanzenschutz. Auch in Bayern wurden 2024 erste nennenswerte Schäden an Gemüsekulturen durch SBR und Stolbur dokumentiert und nachgewiesen. Einen ausführlichen Überblick zu den bakteriellen Erregern mit ersten Monitoring-Ergebnissen gab Dr. Jan Nechwatal vom Institut für Pflanzenschutz an der LfL in Freising.
21. Januar 2025 – Frischgemüse und Sommerzwiebeln
Am zweiten Tag der Straubinger Vortragsreihe wurde das Publikum im Gasthaus Aiterhofen und die ca. 30 Online-Teilnehmer vom Behördenleiter des AELF Abensberg-Landshut, Jens Nebe, begrüßt. Der Gemüseanbau in Deutschland verfügt bei einem Selbstversorgungsgrad von knapp unter 40 % und bei steigendem Trend zur fleischlosen Ernährung über enormes Potential. Nebe verwies aber auch auf die steigenden Herausforderungen im Anbau durch Klimawandel im Zusammenhang mit Wetterkapriolen, neue Schaderreger, den Bewässerungsbedarf bei gleichzeitig sinkenden Grundwasserspiegeln und den zunehmenden Mangel an Saisonarbeitskräften. Im Anschluss übernahm Stefanie Pahnke, Abteilungsleiterin Gartenbau am AELF Abensberg-Landshut das Wort, die an diesem Tag als Moderatorin durch die Veranstaltung führte.

© Carolin Füßl
Zu Beginn setzte Alexander Weigl, neuer Geschäftsführer des Erzeugerringes für Obst und Gemüse Straubing e.V., seinen Schwerpunkt auf die Auswirkungen der Witterung bei verschiedenen Gemüsekulturen. Bodenverdichtungen infolge hoher Winterniederschläge 23/24 in Kombination mit regelmäßigen Niederschlägen von teilweise hoher Intensität führten vor allem in der Speisezwiebel zu Problemen. Krustenbildung durch Verschlämmung erschwerte den Auflauf. Die andauernde Blattnässe führte zu einem hohen Infektionsdruck über die Saison durch Falschen Mehltau. Außerdem waren bei vielen Partien die Qualitäten durch Bakteriosen am Zwiebelhals beeinträchtigt.
Durch die hohe Bodenfeuchte im Frühsommer bildeten viele Frischmarktkulturen (z. B. Zucchini, Kohlarten) kein tiefreichendes Wurzelwerk, so dass bereits bei kurzen Trockenphasen frühzeitig bewässert werden musste. Im niederbayrischen Anbaugebiet traten 2023 erstmalig Ausfälle in größerem Umfang durch die Verticillium-Welke bei Chinakohl auf. Der Erreger kann bis zu 15 Jahre im Boden überdauern, chemische Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es keine. Als vorbeugende Maßnahmen für die Praktiker bleiben lange Anbaupausen und die Verwendung weniger anfälliger Sorten.
Florian Hageneder vom AELF Abensberg-Landshut stellte die Sortenversuche bei Möhren und Salaten vor. Im Möhrenversuch auf einem Standort im Raum Erding überzeugten alle Sorten trotz feuchter Jahreswitterung mit einer hohen Blattgesundheit, was die Voraussetzung für eine zügige maschinelle Ernte ist. Auffallend waren die einheitliche Rübenform und das hohe Stückgewicht von `Nun 13119´ mit 204 g. Im Gegensatz lag die Bestandsdichte bei `Novar (Bj)´ um 30 % höher, deshalb waren die Möhren mit 126 g deutlich kleiner, aber sehr uniform mit glatter Schale.
Die Anbaufläche an Kopfsalat ist in Niederbayern leicht rückläufig, Flächenzuwächse sind bei Romana und Eissalat zu verzeichnen. Deshalb wurden neben dem Romana, nach einer Versuchspause wieder ein Eissalat-Sortenversuch durchgeführt. Bei den Romanasorten überzeugte neben dem Standard `Thimble (Nun)´ auch `Stargo (Syn)´ mit einem sehr homogenen Bestand, der schnell abzuernten war. In der durchlaufenden Fotogalerie zeigten die drei Eissalatsorten `16050 (Vil)´, `16476 (Vil)´, und `ICE Wave (Syn)´ eine überdurchschnittliche Bewertung.

© Christine Lenhardt

© Daniela Gleißner
Einen ausführlichen Überblick zur Verbreitungsgeschichte, Symptomausprägung und ersten Monitoring-Ergebnissen gab Dr. Jan Nechwatal vom Institut für Pflanzenschutz an der LfL in Freising. Der Erstnachweis der durch zwei Bakterientypen verursachten Erkrankung erfolgte in Bayern 2019 an Zuckerrüben. Mittlerweile sind in größerem Umfang auch Kartoffeln und verschiedene Gemüsekulturen, wie Rote Bete, Sellerie, Karotte, Wurzelpetersilie etc., derzeit noch vor allem im Anbaugebiet Unterfranken, betroffen. Die Symptome variieren bei Gemüsekulturen je nach Stärke und Zeitpunkt der Infektion und ist auch standort- und witterungsabhängig. Erste Anzeichen sind oft Vergilbungen an den Laubblättern, mit Wuchsverzögerungen und Welke, ein Starkbefall führt bei Wurzelgemüse zum Weichwerden „Gummiwurzeln“ der Knollen/Rüben bis hin zur Unverwertbarkeit.
Hauptüberträger der Bakterien ist die Schilf-Glasflügelzikade. Die bis zu 10 mm großen erwachsenen Zikaden entwickeln sich über mehrere im Boden lebende Jugendstadien an unterirdischen Pflanzenorganen u. a. Zuckerrübe, Kartoffel, Wurzelgemüse. Bekämpfungsstrategien gibt es derzeit keine, chemische Maßnahmen scheiden aufgrund des Entwicklungszyklus der Zikade aus. Anpassungen in der Fruchtfolge durch Anbau von Nichtwirtspflanzen z. B. Mais, einer Schwarzbrache nach Wirtspflanzen oder weniger attraktiver Zwischenfrüchte wie Senf und Ölrettich versprechen eine Reduzierung des Schädlings. Minimierung von Ernteresten und eine stressreduzierende Bestandsführung zeigen ebenfalls positive Effekte.
Stefan Kopfinger von der LfL am Standort in Ruhstorf gab den Landwirten einen Überblick über die Vielfalt an Systemen zur intelligenten Unkrautregulierung. Die Auswahl an Geräten bzw. Robotern bei automatisierter bzw. autonomer Hacktechnik und zielgerichteter Pflanzenschutztechnik steigt zunehmend. Neben technischen Aspekten beleuchtete der Referent auch ökonomische und förderrechtliche Gesichtspunkte.
Mit dem Bayerischen Sonderprogramm Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) fördert der Freistaat Bayern Investitionen im digitalen Bereich.
Die ausführlichen Versuchsberichte sowie weitere Informationen finden Sie unter:
- Gemüsebauversuche KIP - LWG
- Gemüsebauversuche ökologischer Anbau - LWG
- Bekämpfungsverfahren zur Kontrolle von Schilf-Glasflügelzikaden und der von diesem Vektor übertragenen bakteriellen Zuckerrübenkrankheit "SBR" - LfL
- Digitalisierung - LfL
- Bayerisches Sonderprogramm Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) - Staatsministerium
27. Januar 2025 – Betriebliche Rahmenbedingung
Am 27. Januar 2025 fand im Gasthaus Karpfinger in Aiterhofen bei Straubing der dritte und letzte Tag der diesjährigen Straubinger Vortragsreihe statt. Die Veranstaltung, die sowohl online als auch vor Ort stattfand, zog etwa 70 Teilnehmer an und gab Einblicke zum Thema „Betriebliche Rahmenbedingungen in gartenbaulichen Unternehmen“. Die Eröffnung erfolgte durch Siegfried Jäger, dem niederbayrischen Bezirkspräsidenten des BBV und Josef Apfelbeck, Vorsitzender Landesverband bayerischer Feldgemüsebauer e. V.. Beide gingen kurz auf die derzeitige Problematik des „Wassercents“ in Bayern ein. Als Moderatorin führte Stefanie Pahnke, Leiterin der Abteilung Gartenbau beim AELF Abensberg-Landshut, durch den weiteren Verlauf des Nachmittags.

© Carolin Füßl
Annely Idhe vom Landesverband der Wasser- und Bodenverbände in Bayern informierte über die vielfältigen Aufgaben ihres Verbandes. Dabei unterstützen sie bei Neugründungen von Wasserverbänden und sehen es ebenso als ihre Aufgabe, bestehende Wasserverbände anzusprechen und sie an ihre Satzung und Sitzungsprotokolle zu erinnern. Frau Ihde betonte, dass es das Ziel für das Jahr 2025 sei, den Bekanntheitsgrad der Wasser- und Bodenverbände zu erhöhen. Damit „Wasser“ in Zukunft positiv kommuniziert wird. Denn um regional zu produzieren, muss die Landwirtschaft mit Wasser versorgt werden.

© Johannes Frank
Göbel zeigte Mittel zur Vergrämung auf, beispielsweise mit Drachen in Raubvogelform oder Schreckschussapparate. Die komplexe und zeitaufwendige Jagd ist nur auf Rabenkrähen im Zeitraum vom 16.07. bis zum 14.03. erlaubt. Saatkrähen sind ganzjährig geschont. Bei einer weiteren Ausbreitung sind noch umfangreichere Schäden an verschiedensten Kulturen vorprogrammiert. So erhofft sich der Referent von neuen Zulassungen bei Beizen, Vernetzung von Jägern und Landwirten und konsequenter Meldung von Schäden an die entsprechenden Behörden spürbare Erleichterung für die Anbauer.
Ergebnisse zum laufenden Forschungsvorhaben zum Saatkrähenmanagement - LfU:

© Daniela Gleißner
2023
16. Januar 2023 – Bayerischer Industriegemüsetag
Traditionell startete die Reihe mit dem Industriegemüsebautag, 2023 an der LWG in Veitshöchheim. Andreas Schmitt (LWG), der die Veranstaltung moderierte, begrüßte die 110 Teilnehmer im Saal und vor den Bildschirmen. Im Anschluss übergab er das Wort zur Eröffnung an Andreas Maier, Präsident der LWG und für ein Grußwort an Rainer Petzi vom AELF Abensberg-Landshut. Als größte Herausforderungen für die Betriebe werden die dynamisch steigenden Kosten für Betriebsmittel und Arbeitskräfte, die sich verändernden Märkte und die zunehmend begrenzte Wasserverfügbarkeit für die Gemüseproduktion gesehen.
Interessante Hintergrundinformation zur turbulenten Entwicklung auf dem Dünge- und Pflanzenschutzmittelmarkt im letzten Jahr gab Josef Bauer von der BayWa AG. Auf ersteren sind die entscheidenden Einflussfaktoren der Markt von Angebot und Nachfrage sowie die Energiepreise. Erstaunlicherweise werden auf dem Weltmarkt in Asien deutlich über 50% des Stickstoffdüngers produziert und auch verbraucht. Im Gegensatz dazu spielt Westeuropa mit seinen Anteilen von unter 10% eine untergeordnete Rolle. Während der Energiekostenanteil bei der Produktion von Phosphat- bzw. Kalidüngern bei 20% liegt, steigt er beim Stickstoff auf 80%. Obwohl die Preisentwicklung bei Stickstoffdüngern derzeit rückläufig ist, bleibt er eng gekoppelt an die zukünftige Versorgungssituation mit Erdgas und die politischen Maßnahmen zu den Energiepreisen. Die Wirkstoffknappheit auf dem Pflanzenschutzmittelmarkt ist vorrangig Produktionsproblemen vor Ort in China und der massiv gestörten Transportlogistik weltweit geschuldet. Je nach Hersteller und Produkt werden Preiserhöhungen erwartet. Zukünftig wird sich aber die Warenverfügbarkeit 2023 wieder verbessern.
Die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen eines dreijährigen Nmin-Monitorings in Niederbayern bei der Einlegegurke stellten Daniela Gleißner, AELF Abensberg-Landshut und Frederic Wöhrl, Erzeugerring für Obst und Gemüse Straubing e.V. vor. Der drei bis fünftägige Pflückrhythmus über einen Zeitraum von drei Monaten und die Besonderheiten des Anbausystems der Einlegegurke (Mulchfolie, Vliesabdeckung, Tropfbewässerung, ggf. wöchentliche Stickstoffnachdüngung) erschweren eine optimale Bodenentleerung zu Kulturende. Ausschlaggebend für eine Reduzierung der Restnitratgehalte nach Kulturende ist eine stärkere Anpassung der Stickstoff-Nachdüngung an den Nitratgehalt im Boden und die wöchentlich abgefahrenen Fruchterträge. Mit Hilfe schematischer Darstellungen und Tabellen erläuterte Wöhrl die vereinfachte Vorgehensweise in der Praxis.
Einen Überblick über die Ergebnisse des Sortenversuches bei Einlegegurken 2022 gab Florian Hageneder vom AELF Abensberg-Landshut. Da die Sortierung voraussichtlich ab der Saison 2023 am Versuchsfeld mit einer mobilen Sortieranlage während der Ernte erfolgen soll, erfolgte die Versuchsanlage im Umstellungsjahr 2022 nicht als Exakt-, sondern als Schauversuch (zwei Blöcke). Getestet wurden elf Versuchssorten, die in 21 Erntedurchgängen vom 15. Juni bis 11. September beerntet wurden. Alle Sorten lagen bei den absoluten Erträgen (Ø 1224 dt/ha) und relativen Gelderträgen annähernd auf einem Niveau, außer die Standardsorte `Platina´ fiel im Vergleich zu den Versuchssorten etwas zurück. Das Längen-/Dicken-Verhältnis wurde an vier Terminen ermittelt. Die 6-9 cm Sortierung lag an den ersten drei Terminen deutlich über 3,6 und war damit deutlich zu lang. Die reduzierten Fungizidbehandlungen gegen Falschen Mehltau auf einer Versuchshälfte wirkte sich 2022 aufgrund der trockenen und warmen Witterung im Juli und August nur geringfügig negativ auf den Pflanzenbestand aus.
In bewährter Form verschaffte Markus Göttl, AELF Deggendorf-Straubing, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick zu aktuellen Pflanzenschutzfragen im Industriegemüse. Im allgemeinen rechtlichen Teil handelte er die Novellierung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung, die geltenden Auflagen/Ausnahmen für den Glyphosat-Einsatz und die seit 2021 begonnene Überprüfung des integrierten Pflanzenschutzes im Rahmen der Fachrechtskontrollen ab. Zusätzlich gab er einen Überblick zu den Möglichkeiten und Voraussetzungen der Entsorgung unbrauchbar gewordener Pflanzenschutzmittel. Im Folgenden stellte Göttl die Ergebnisse seiner Pflanzenschutzversuche bei Einlegegurken, Kohl und Bohnen vor. Den Anbauern von Einlegegurken legte er nahe, die Saison 2023 zu nutzen, um Praxiserfahrungen mit chemischen oder mechanischen Alternativen zum Glyphosateinsatz zu testen.
Dr. Sybille Orzek, Landesanstalt für Landwirtschaft, ging im Anschluss auf das anstehende Glyphosatverbot und die derzeitige Zulassungssituation ein. Der Wirkstoff Glyphosat ist das weltweit am meisten genutzte Totalherbizid und wurde 2015 von einer Unterorganisation der WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Seit 2022 ist ein Glyphosat-Einsatz nur noch in Ausnahmefällen unter bestimmten Auflagen erlaubt, die Zulassung ist derzeit bis 15. Dezember 2023 auf EU-Ebene befristet. Auch wenn die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen ist, gilt die Zielvorgabe für Forschung und Beratung Alternativen zu erarbeiten.
Einschränkungen beim Herbizideinsatz und steigende Lohnkosten sind die Grundlage für die Entwicklung, Erprobung und Bewertung von autonomer Hacktechnik. Lina Schardey, betreut an der LWG in Bamberg ein Projekt dazu. Sie gab einen Überblick über autonome Hackroboter und Robotik-Plattformen, die sich auf dem Markt befinden und im Gemüsebau genutzt werden können. Als vielversprechend erweist sich derzeit der Hackroboter Farming GT von Farming Revolution, der in der Saison 2022 auf Versuchsflächen an der LWG in Bamberg bei Salat und Chinakohl getestet wurde und mit einer digitalen Pflanzenerkennung arbeitet. Probleme stellen derzeit noch extreme Wachstumsschübe bei Kulturen zwischen zwei Hackgängen dar. 2023 ist geplant, dieses Gerät auf größeren Praxisschlägen zu testen.
23. Januar 2023 – Anbau und Pflanzenschutz – Frischgemüse und Sommerzwiebeln
Johannes Frank, Geschäftsführer des Erzeugerringes für Obst und Gemüse Straubing e.V., startete mit einer Besonderheit in dieser Saison: Einige Anbauer hatten Probleme mit dem Verbiss des Moosknopfkäfers an Radies. Der Rübenschädling trat möglicherweise wegen der langen Trockenstressphase im Frühjahr auf. Zum Zeitpunkt des Verbisses war leider keine Bekämpfung mehr möglich. Des Weiteren wurden Praxisbilder von Thrips-befallenem Salat gezeigt. Nach der Getreideabreife befliegen Thripse leider oftmals angrenzende Salatschläge. Teure Düngemittel können durch Vorkulturen, wie beispielsweise bei Brokkoli, mit hohem Potential zur Nacherntemineralisierung eingespart werden. Ertragsmindernd im Zwiebelanbau seien in dieser Saison wieder Hitze, Trockenheit und Thripsbefall gewesen, erläuterte Frank. Damit sei es umso wichtiger Entwicklungsverzögerungen im Frühjahr, mit einer korrekten Saattiefe bis 3 cm, vorzubeugen und Pflanzenschutz sowie Unkrautregulierung punktgenau durchzuführen. Frank diskutierte den richtigen Einsatzzeitpunkt (Peitschenstadium) von Lentagran WP und weitere Herbizid-Wirkstoffe im Zwiebelanbau als Alternativen zu Bromoxynil, dessen Zulassung ausgelaufen ist.
Frederic Wöhrl, Berater des Erzeugerringes für Obst und Gemüse Straubing e.V. referierte über Strukturschäden, die durch zum falschen Zeitpunkt eingesetzte Bodenbearbeitungsgeräte entstehen können. Der Zwiebelanbau sei davon besonders stark betroffen, da Verschmierungen im Boden die ohnehin schwache Durchwurzelungskapazität der Zwiebel stark mindern und somit die Erschließung von Wasser stärker einschränken. Dabei führte er an, dass der Frost Verletzungen der Bodenstrukturen meistens nicht reparieren kann!
Daniela Gleissner (AELF Abensberg-Landshut) stellte Versuche zu verschiedenen Stickstoffdüngestrategien an kurzen (Salat) und langen (Kraut) Kulturen vor. Untersucht wurde, ob mit einer veränderten Düngung der 20%ige Abschlag der Stickstoffdüngung in roten Gebieten kompensiert werden kann. Zum Einsatz kamen mehrere Produkte, die Stickstoff effizienter nutzen bzw. alternative Stickstoffquellen erschließen sollen und zwei Nachdüngungsvarianten. In beiden Versuchen blieb die 20 %ige Stickstoff-Düngereduktion bei allen Varianten, aufgrund guter Stickstoffmineralisierung aus dem Boden ohne Ertragseinbußen. Über die Wirkung der getesteten Produkte kann in den diesjährigen Versuch keine Aussage getroffen werden. Erfahrungen der letzten drei Versuchsjahre zeigen, dass vor allem in den Sommermonaten das Mineralisationspotential der Böden stärker miteinbezogen werden muss. Die Nachmineralisierung aus dem Boden ist unter anderem abhängig vom Humusgehalt, Vorfrüchten, Zwischenfruchtanbau, Bodenbearbeitung, Witterung und der Vegetationsdauer.
Florian Hageneder vom AELF Abensberg-Landshut war mit der warmen und trockenen Witterung im Anbaujahr 2022 sehr zufrieden. In so einem gute Anbaujahr sind die Qualitäten oft sehr nahe beieinander. Trotzdem kristallisierte sich die Sorte 'Allyance' bei den Frischmarkt-Möhren mit dem höchsten Ertrag, als groß fallend und mit guter Blattgesundheit heraus. Salate sollten „gut zu Putzen“ sein. Weitere Anforderungen an die Salatsorten sind ein ausreichendes Gewicht, gute Kopffüllung, schnelles Wachstum und nach Möglichkeit Mehltauresistenz. Besonders schwere Köpfe produzierten dieses Jahr 'Dicata' und 'E01D.31003' mit über 600g Kopfgewicht. Bei den Miniromana-Sorten wurde die neue Sorte 'Ralston' am besten bewertet. Sie lieferte uniforme, schmale und 15 cm hohe Salatherzen. Die Sorte 'Flamingo' zeigte zu kleine Köpfe und eine ledrige Textur. Die in den letzten Jahren immer gute Sorte 'Xoana' fiel dieses Jahr zu niedrig aus.
Aktuell wird, laut Katharina Gaßner (AELF Abensberg-Landshut), der ökologische Kürbisanbau seit dem Einstieg der Discounter in diesen Sektor immer interessanter. Sie betreute im letzten Jahr den Schauversuch mit Bio-Hokkaido-Kürbissorten. Im Anbau unterschieden sich die Sorten in Gewicht, Größe und in der Fruchtanzahl. Anbautechnisch sind Busch-Typen und Semi-Busch-Typen den rankenden Typen vorzuziehen. Die Sorte 'Amoro' viel dabei positiv mit sehr vielen, schönen, marktfähigen Früchten auf. Auch 'Orange Summer' und 'Fictor' zeigten im Versuch schöne Früchte in hoher Anzahl.
Markus Göttl, AELF Deggendorf-Straubing, informierte wieder zuverlässig über die aktuellen Themen im Bereich Pflanzenschutz von Frischgemüse. Er erläuterte Novellierungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung und klärte besonders über die zukünftigen Anwendungsvoraussetzung von Glyphosat auf. Des Weiteren gab er einen Überblick zu den Möglichkeiten und Voraussetzungen der Entsorgung unbrauchbar gewordener Pflanzenschutzmittel. Anschließend stellte Göttl die Ergebnisse seiner Pflanzenschutzversuche im Bereich Frischgemüse vor. Schwerpunkte lagen in der Bekämpfung von Problemunkräutern bei Petersilie (Kreuzkraut) und Speisezwiebel (Hundspetersilie), von Pilzkrankheiten in Zwiebeln sowie von schädlichen Insekten wie Thripsen und Kohlerdflöhen. Vielversprechend ist hier z.B. eine neue Versuchsmittel-Beizung im Kohl, die in Zukunft eine Perspektive darstellen kann, um großflächige Spritzungen zu ersetzen und die Pflanzenschutzmittelausbringung zielgerichteter zu gestalten. Göttl appellierte nochmals an die Anwender Resistenzen vorzubeugen und deshalb strikte Wechsel und Intervalle in der Wirkstoffanwendung einzuhalten.
Andrea Spirkaneder von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg wurde dem Präsenzpublikum in Aiterhofen online zugeschalten. Sie informierte das Publikum über die im Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg (LWG) laufenden Versuche zu den
Auswirkungen verschiedener Zwischenfrüchte (Rauhafer, Ramtilkraut, Phacelia, Lein) und deren Aussaatzeitpunkt und Bearbeitung auf die Stickstoffdynamik des Bodens und auf die Folgekultur Zwiebel. Die Zwischenfrüchte, die bereits zum früheren Zeitpunkt Anfang August
gesät wurden, zeigten eine deutlich höhere Stickstoffaufnahme als jene, die erst Anfang September gesät wurden. Unabhängig vom Aussaattermin und der Bearbeitung der Zwischenfrüchte wurden im Folgejahr allerdings nur geringe Mengen an Stickstoff wieder freigesetzt. Die Biomasse des Zwischenfruchtanbaus hatte keine Auswirkung auf die Erträge der nachfolgenden Zwiebelkultur.
Stefan Bauer vom Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf zeigt sehr anschaulich mit vielen Bildern, auf was es bei der mechanischen Unkrautbekämpfung vor und nach der Aussaat ankommt. Messerwalzen haben eine hohe Flächenleistung. Dabei kann Unkraut mit Geschwindigkeiten von über 15km/h präzise und nachhaltig entfernt werden. Scheibeneggen brauchen viel Gewicht, um Unkraut nachhaltig entfernen zu können. Striegel im Nachgang sind wichtige Instrumente, um Unkraut gänzlich auf die Bodenoberfläche zu bringen, damit es nicht mehr weiterwächst. Bomford Dynadrive PRo, Moreni Samurai, Gütter Sypermaxx Bio, Horsch Finer SL sind Beispiele für die sich auf dem Markt befindende und zukünftig kommende Geräte, die Herr Bauer vorstellte und seine Erfahrungen mit dem Publikum teilte.
30. Januar 2023 – Betriebliche Rahmenbedingungen
Anschließend erläuterte Tanja Jasper von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung Bonn die Vermittlungsabsprachen Deutschlands mit anderen Ländern zur Rekrutierung saisonal arbeitender Personen. Ihr zufolge nimmt das Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe an dem entsprechenden Programm mit Georgien und der Republik Moldau kontinuierlich zu, was der Anstieg der bundesweit gemeldeten Bedarfsstellen von 1800 im Jahr 2021 auf 2600 im Jahr 2022 belegt. Sie appellierte an die Adresse der Betriebsleitungen, Stellenanzeigen möglichst konkret zu gestalten, und verwies auf die zum Download bereitgestellten Arbeits- und Unterkunftsvertragsmuster auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit. Schließlich stellte die Referentin das Beratungsangebot „Faire Integration“ vor, bei dem sich Saisonarbeitskräfte kostenlos und anonym über arbeits- und sozialrechtliche Fragen wie Arbeitszeiten oder Urlaubs- und Lohnansprüche informieren können. Danach schilderten Christoph Schambeck und Josef Zwickenpflug von der Agentur für Arbeit Straubing die praktische Umsetzung des oben genannten Vermittlungsprogramms von der Antragstellung bis zum Beschäftigungsbeginn. Sie gaben den Zuhörenden mit auf den Weg, sich bei sämtlichen Fragen rund um dieses Thema an den Arbeitgeber-Service der jeweils nächstgelegenen Agentur für Arbeit als direkten Ansprechpartner wenden zu können.
Zum Ende des offiziellen Programms der Straubinger Vortragsreihe 2023 referierte Matthias Borst, Bereichsleiter für Agrarpolitik im Generalsekretariat des Bayerischen Bauernverbands in München, über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ab dem laufenden Jahr. Er stellte die teils neu definierten Komponenten der Betriebsprämie vor und erörterte diesbezüglich unter anderem den Wegfall des Systems der Zahlungsansprüche. Einen weiteren Bestandteil dieses Vortrags bildete die Erläuterung neu eingeführter Prinzipien wie „Konditionalität“ – sie ersetzt „Cross Compliance“ – und Instrumente, zum Beispiel der Ökoregelungen. Auch über Neuerungen in den Themenbereichen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) und Mehrgefahrenversicherung wurden die Teilnehmenden informiert, wobei Borst stets den Bezug zum Gemüsebau in der hiesigen Region herstellte.