Wer nun ohne bürokratischen Aufwand und ohne Berücksichtigung zahlreicher Vorgaben wie z. B. Mindestgröße, Saatgutmischung, Betretungs- bzw. Befahrungsverbot nach Ansaat u.v.m. etwas für die Biodiversität und Artenvielfalt auf seinen Flächen tun möchte, kann dies in Form von sogenannten "Blühstreifen/Bejagungsschneisen" machen.
Seit dem Jahr 2019 können grundsätzlich auf allen Flächen mit Acker- oder Dauerkulturen streifenförmig (längliche Ausrichtung) Bejagungsschneisen/Blühstreifen im marginalen Umfang (max. 20 % des Schlages) angelegt werden, ohne diese gesondert als eigenen Schlag auszuweisen. Nehmen die Streifen/Schneisen jedoch einen größeren Flächenumfang ein, sind sie gesondert zu erfassen.
Förderrechtlich unterliegen diese Bejagungsschneisen/Blühstreifen vergleichsweise wenigen Vorgaben. Die Streifen/Schneisen sind zu begrünen bzw. der Selbstbegrünung zu überlassen und entweder abzuernten oder aus der Erzeugung zu nehmen und jährlich zu pflegen (z. B. mulchen). Auch wenn die Saatgutwahl keinen rechtlichen Vorgaben unterliegt, empfehlen wir aus Sicht der Wildlebensraumberatung ausschließlich hochwertige Saatgutmischungen zu verwenden, um einen möglichst hohen Nutzen für Biodiversität und Artenvielfalt zu stiften.
Generell empfehlen wir, sich bereits bei der Planung von Maßnahmen mit der Förderabteilung des zuständigen AELF in Verbindung zu setzen, um im Voraus die förderrechtlichen Voraussetzungen abzuklären. Zum einen was die Anlage, aber auch was die anschließende Pflege betrifft.
Blühstreifen vernetzen
Grundsätzlich können Sie Blühstreifen/Bejagungsschneisen flexibel auf Brachflächen, innerhalb eines Ackerschlags, am Ackerrand oder auf Vorgewenden anlegen. Auch schmale Blühstreifen ab rund 2 Meter Breite haben bereits einen positiven Effekt auf Tiere und Insekten. Vor allem entstehen auf diese Weise Vernetzungsachsen in der Agrarlandschaft. Diese einfache lebensraumfördernde Maßnahme eignen sich sehr gut für Kooperationen zwischen Landwirten, Jägern, Firmen, Bürgern, u.v.m. Jeder Beteiligte kann einen wertvollen Beitrag liefern und unterstützen, dass unsere Agrarlandschaft lebendiger und bunter wird.
Keine Pflege notwendig
Die Blühstreifen benötigen keinerlei Pflege. Bei zu hohem Unkrautdruck im ersten Jahr, kann die Fläche bereits im Herbst gemulcht werden. Danach kann der Blühstreifen für 3-5 Jahre ohne Berührung verbleiben. Zum Erhalt der Direktzahlungen fordert das EU- Förderrecht jedoch die Mindesttätigkeit der Bewirtschaftung bis zum 15.11. Konkret wird hier das Mulchen bzw. mit Ausnahmegenehmigung das Mähen und Abfahren gefordert. Hierbei gilt es darauf zu achten, nicht frühmorgens oder bei nasskalter Witterung zu mulchen, da viele Insekten oder Kleintiere hier noch nicht mobil sind und nicht flüchten können. Nach der Mahd sollte das Mähgut möglichst erst am nächsten Tag abgefahren werden. So haben die Tiere wie Schmetterlingsraupen Gelegenheit sich in Sicherheit zu begeben. Es ist bereits bekannt, dass diese gesetzlichen Verpflichtungen sich nachteilig auf Biodiversität und Artenvielfalt auswirken können. Die zuständigen Stellen stehen diesbezüglich im fachlichen Austausch.
In der Gemeinde Buch am Erlbach zeigen engagierte Landwirte, die ansässige Jägerschaft und die Leipfinger-Bader GmbH, Ziegelwerk in Buch am Erlbach, dass man gemeinsam viel voranbringen kann. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren und miteinander gestalten zu wollen.
Zahlreiche Landwirte unter anderem aus der Gemeinde Buch am Erlbach sind sich der Verantwortung zum Erhalt der Artenvielfalt schon lange bewusst. Der Fokus wird immer mehr daraufgelegt, die Landwirtschaft ressourcenschonend, nachhaltig und zukunftsfähig zu betreiben. So prägen imposante Heckensäume sowie mehrjährige Blühstreifen und Blühflächen das Landschaftsbild der offenen Agrarlandschaft z. B. um den Ort Buch am Erlbach herum. Mit diesen Maßnahmen schaffen die Landwirte Lebensraum für zahlreiche Kleinstlebewesen und Offenlandarten.
Auf landwirtschaftlichen Flächen werden vorrangig hochwertige Lebensmittel produziert. "Das Engagement für die Natur darf keine negativen Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe sowie das Ziegelwerk haben und soll gleichzeitig einen deutlichen Mehrwert für die Tier- und Pflanzenwelt liefern," sind sich alle Beteiligten einig. Einfach, gut, wirkungsvoll, nachhaltig und unkompliziert in der Umsetzung sollen die Maßnahmen also sein.
Weitere Kooperationen gesucht
Auf den eigenen forst- und landwirtschaftlichen Flächen, die in der Gemeinschaftsjagd Garnzell seit über 100 Jahren im Jagdpachtverhältnis der Familie Thomas Bader liegen, legt die Leipfinger-Bader GmbH zahlreiche Maßnahmen wie z. B. Blühstreifen entlang von Solarparks und Lehmgruben an Feldrändern und auch inmitten großer landwirtschaftlicher Flächen an. Darüber hinaus stellt die Firma auch anderen landwirtschaftlichen Betrieben in der Gemeinde hochwertiges autochthones Saatgut kostenlos zur Verfügung und bringt so artenreiche mehrjährige Blühstreifen in die offene Kulturlandschaft. Die Ansaat des Blühstreifens übernimmt Benedikt Waltmann, verantwortlicher Jäger der Gemeindschaftsjagd Garnzell und Landwirschaft, Forst- und Immobilienverwalter der Leipfinger-Bader GmbH. Interessierte Betriebsleiter wenden sich bitte an:
Mit großem Engagement aller Beteiligten sind zahlreiche Blühstreifen in der Gemeinde Buch am Erlbach angesät worden. Mit jedem weiteren Blühstreifen werden Lebensräume geschaffen und vernetzt. Insgesamt steigt so die Attraktivität des Lebensraums für sämtliche Offenlandarten und Kleinstlebewesen. Hiervon profitieren zahlreiche Insekten, Vögel, Tiere und schließlich nicht zuletzt der Mensch. Eine gelungene Kooperation!
Allen Beteiligten ist bewusst, dass sie mit und von der Natur leben. So ist es schließlich das gemeinsame Ziel wertvollen Lebensraum zu schaffen und der Natur wieder etwas zurück zu geben. Jeder leistet dabei einen kleinen Beitrag.
"Der Blühstreifen lässt sich sehr gut in die Produktion integrieren"
Ulrich Bader, Betriebsleiter eines landwirtschaftlichen Betriebs in der Gemeinde Buch am Erlbach hat sich z. B. aufgrund der Maschinenbreite für einen 2 m breiten und 600 m langen Blühstreifen entschieden. Herr Bader stellt für die Umsetzung der Maßnahme seine landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung und übernimmt die Ernte der Kultur und die anschließende Bodenbearbeitung. "Für die Umsetzung einer sinnvollen lebensraum-fördernden Maßnahme bin ich gerne bereit, auf einen Teil der landwirtschaftlichen Produktionsfläche zu verzichten". Die Organisation, die Ansaat und die Pflege des Blühstreifens hat Benedikt Waltmann übernommen.
Blütenreiche ganzjährige Deckung für Wildtiere
Herr Waltmann legt bei der Anlage von Blühstreifen größten Wert auf die Verwendung hochwertiger mehrjähriger Saatgutmischungen. "Die Artenzusammensetzung sollte möglichst vielfältig sein, sodass eine blütenreiche und ganzjährige Deckung gegeben ist. Außerdem sind die Saatgutmischungen, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen für alle Kleinstlebewesen sowie Offenlandarten am besten geeignet", weiß Herr Waltmann. In der Vergangenheit hat er gute Erfahrungen mit Saatgutmischungen der Saaten Zeller GmbH & Co. KG (Deckungsmischung & Lebensraum 1) und der Bruno Nebelung GmbH/ Kiepenkerl (Wildschutzmischung 3) gemacht.
Grundsätzlich empfehlen sich mehrjährige Saatgutmischungen, mit denen ein vielfältiges und kontinuierliches Blühangebot geschaffen wird. Säen Sie einheimische Pflanzenarten aus. Alle Pflanzenarten haben sich im Laufe einer jahrtausendelangen Entwicklung an ihre Umweltbedingungen angepasst. Nur heimische Pflanzen sind optimal an unsere Witterungs- und Bodenverhältnisse angepasst. Sie gedeihen daher besser und sind konkurrenzstärker. Nur sie bieten unseren Insekten und Vögeln die richtige Nahrung. Exoten werden von Wildtieren oft verschmäht.
Saatgutmischungen gibt es in unterschiedlichen Qualitäten und zu unterschiedlichen Preisen. Beim Kauf sollten Sie auch die Standortbedingungen mit einbeziehen. Wählen Sie für längerfristig angelegte Blühstreifen eine Artenkombination, die über lange Zeit stabil ist. Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit so genanntem autochthonem Saatgut. Diese Samen stammen von Pflanzen aus der näheren Region. Sie sind damit optimal an ihren Standort angepasst.
Achten Sie beim Saatgutkauf auf folgende Punkte:
- auf der Packung sollte eine detaillierte Artenliste zu finden sein
- es sollen keine Kulturpflanzen enthalten sein
- der Grasanteil sollte weniger als 50 % betragen
- es sollten keine breitwüchsigen Gräser und kein Klee enthalten sein
- das Saatgut sollte aus Deutschland stammen, idealerweise kommt es sogar aus Ihrer Region (autochthones Saatgut)
Bei folgenden Händlern erhalten Sie geeignetes Saatgut:
Hochwertige Saatgutmischungen sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus geraten. Oftmals sind sie bei den üblichen Saatguthändlern nicht im Sortiment enthalten oder ausverkauft. Als Hilfestellung sind hier daher beispielhaft einige Betriebe aufgelistet, an die Sie sich wenden können.
Die folgende Auflistung der Betriebe erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Qualitätsauszeichnung dar. Die Internetauftritte der Unternehmen und Einrichtungen wurden nicht gesondert geprüft. Wenn Sie in die Liste mit aufgenommen werden wollen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.
Kiepenkerl Wildackersaaten
Bruno Nebelung GmbH
D-48351 Everswinkel
Internet: www.nebelung.de/
Netzwerk Blühende Landschaft
Mellifera e.V.
D-72348 Rosenfeld
Internet: www.mellifera.de