Rückblick Online-Seminar
Zeit ist Geld - effiziente Arbeitswirtschaft in der Pensionspferdehaltung

In der Pensionspferdehaltung wird der Großteil der Arbeit immer noch per Hand erledigt. In welchen Bereichen wie viel Arbeit anfällt und welche Einsparungspotenziale es gibt, thematisierte Verena Frank vom AELF Abensberg-Landshut bei einem Onlineseminar in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband im Herbst 2024.

Über 60 Teilnehmende aus Bayern fanden sich zum Vortrag „Effiziente Arbeitswirtschaft in der Pensionspferdehaltung“. Frank betonte gleich zu Anfang an, dass 27 % der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland und Österreich von Burnout betroffen sind. Die Quote liegt viermal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Höchste Zeit also, etwas an der arbeitswirtschaftlichen Situation zu verändern!

Arbeitszeit für das Misten der Pferde

In der Pensionspferdehaltung entfällt die meiste Arbeitszeit auf das Misten der Pferde. Dies bestätigte sich auch in der Gruppe der Zuhörer, denn hier wird bei zwei Dritteln der Betriebe noch ausschließlich per Hand gearbeitet. Frank stellte daher verschiedene Einsparungsmöglichkeiten im Bereich Misten vor. Sie betonte, dass nicht alle Möglichkeiten für alle Betriebe umsetzbar seien, jeder Betrieb könne sich aber etwas Passendes herausgreifen. Auch sollten immer die jeweiligen Vor- und Nachteile, beispielsweise hinsichtlich Kosten oder Tierwohl, abgewogen werden.

Mögliche Einsparpotenziale durch

  • Einsatz von Großraumkulis und elektrischen Schubkarren
  • automatische Entmistungssysteme wie Saug-, Kanal-, Schieberentmistungsanlagen
  • herausziehbare Boxenzwischenwände
  • klappbare Paddockzäune und mechanisches Entmisten
  • weniger Mist in der Box durch Fütterung und Tränke auf dem Paddock
  • Wahl einer leicht zu mistenden Einstreu
  • Matratzeneinstreu statt Wechselstreu
  • kurze Wege zwischen Stallungen und Einstreulager
  • kurze Wege zwischen Stallungen und Mistlege
  • maschinell abmistbare Ausläufe
  • Einsatz von Robotern (in der Zukunft)
Absauganlage in der Box

Absauganlage

Bewegungsstall mit Hoftrac

Hoftrac mit Gummilippe

durch klappbare Paddockzäune

klappbare Paddockzäune

Teleskoplader mit Großraumkuli

Großraumkuli

Strohmatratze

Strohmatratze

Arbeitszeit für die Fütterung der Pferde

Neben dem Misten entfällt die zweitmeiste Arbeitszeit auf die Fütterung der Pferde mit Grob- und Kraftfutter. Im Neubau von Paddockboxen können beispielsweise von zwei Pferden genutzte Heuraufen auf dem Paddock oder in der Box eingeplant werden. Nachträglich lassen sich auch kleinere Heuraufen in einer der Ecken zur Stallgasse hin einbauen, sodass nur noch einmal täglich Heu vorgelegt werden muss. Vermehrt werden Boxenfronten mit Fressöffnungen gebaut, sodass die Pferde von der Stallgasse aus fressen können – vergleichbar mit einem Rinderstall. Auch Kraftfutterautomaten können im Neubau sowie bestehenden Stall eingesetzt werden.

Kosten-Nutzen-Rechnung für Einsparungen

In einer einfachen Rechnung am Beispiel der Heuraufe zeigte die Referentin auf, wie man rechnerisch an so eine Fragestellung herangehen kann. Welche Mehrkosten entstehen durch die Heuraufe? Feste Kosten der Investition, Lohnkosten für den Einbau, ein höherer Heuverbrauch und dadurch bedingtes längeres Misten in Form von höheren Lohnkosten. Auf der anderen Seite sollte man sich durchrechnen, welche Einsparung dadurch entsteht. Weniger Lohnkosten durch eingesparte Fütterungszeiten, weniger Futterverluste, geringere Tierarztkosten. Mehrkosten und Einsparung werden gegengerechnet und daraus ergibt sich eine Gewinnreserve oder auch nicht. Frank empfiehlt eine vergleichbare Rechnung auch für andere angedachte Optimierungen durchzuführen.

Serviceleistungen und deren Berechnung

Auch wenn Serviceleistungen – wie z.B. Decke / Fliegenmaske an-/ausziehen – im Gesamtumfang der Arbeitszeit nur einen kleinen Teil ausmachen, so kosten diese Extraleistungen einigen Betriebsleitern viele Nerven. Die Hälfte der Teilnehmenden berechnet für diesen Extraservice nichts, auch wenn er regelmäßig für ein Pferd geleistet wird. Dies wird dann zum Problem, wenn diese Leistungen vermehrt nachgefragt werden, „weil sie eh nichts kosten“ und insbesondere dann lästig, wenn es keine fachliche Notwendigkeit dafür gibt. Daher empfiehlt Frank für regelmäßig in Anspruch genommene Leistungen eine Gebühr einzuführen. Der Einfachheit ohne Unterscheidung der jeweiligen Leistung – sprich unabhängig davon, ob beispielsweise eine Fliegenmaske oder eine Fressbremse angezogen wird.
Die entstandenen Kosten können monatsweise im Voraus (über eine Art Kontingent) oder im Nachhinein abgerechnet werden, auch über eine App. Die Berechnung dieser Leistung führt in der Regel auch dazu, dass Leistungen weniger nachgefragt werden und Betriebsleitern und Mitarbeitern mehr Zeit für andere Aufgaben oder Freizeit zur Verfügung steht.

Frau bürstet Pferd im Stall

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Arbeitskräfte in der Pensionspferdehaltung
Bei aller Einsparung an Arbeitszeit benötigt es auf den größeren Pferdebetrieben dennoch Fremdarbeitskräfte. Diese sind aktuell sehr schwierig zu bekommen. Die Attraktivität des Arbeitsplatzes kann durch mehr Technikeinsatz und dadurch weniger körperliche Arbeit erhöht werden. Frank betonte auch, dass es mehr gute Ausbildungsbetriebe benötigt, um den Beruf des Pferdewirtes wieder attraktiver zu machen und zukünftig mehr gut ausgebildete Personen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die Kosten eines Mitarbeiters für den Betrieb. Ab 01.01.2025 liegt der Mindestlohn bei 12,82 €. Dieser stellt den Brutto-Stundenlohn des Arbeitnehmers dar. Dazu kommen die Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber, die mit grob 25 % kalkuliert werden können. Damit kostet eine Vollzeitkraft, die etwa 1.750 Stunden netto im Jahr zur Verfügung steht dem Arbeitgeber mind. 33.000 € pro Jahr.

Fazit
Im Bereich der Arbeitswirtschaft steckt noch viel Potenzial auf Pferdebetrieben. Diese gilt es in Zeiten gestiegener Kosten auszuschöpfen!